Johannes Ehmann - Pressesprecher am Staatstheater Braunschweig
Die Stimme hinter den Kulissen
Johannes Ehmann ist seit April 2020 Pressesprecher und Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (im Team) am Staatstheater Braunschweig.
In der aufregenden Welt des Theaters gibt es viele, die auf der Bühne strahlen, aber ebenso wichtig sind diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, um diese strahlenden Momente ins Rampenlicht zu rücken. Seit April 2020 hat Johannes Ehmann diese entscheidende Rolle am Staatstheater Braunschweig übernommen, wo er als Pressesprecher und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit Leidenschaft und Hingabe die Verbindung zwischen der Bühne und dem Publikum herstellt. In unserem Interview erfahren Sie mehr über den Mann, der hinter den Kulissen die Fäden zieht, um die Magie des Theaters in die Welt hinauszutragen.
Wir machen die Leitung hier im Team
Wie würden Sie Ihre Rolle als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Staatstheater Braunschweig beschreiben? Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gehören zu Ihrem Tätigkeitsbereich?
Zunächst – wir machen die Leitung hier im Team, meine Kollegin Katharina Lohmann mit dem Schwerpunkt Marketing und ich mit dem Schwerpunkt Pressearbeit, über alle kleinen und großen Themen dazwischen denken und entscheiden wir gemeinsam mit unserem Team. Zu unseren Aufgaben gehören alle Fragen der Kommunikation, der Kontakt zur Presse, das Erscheinungsbild des Theaters, der Publikationen, der Website, der Social Media-Kanäle und vieles mehr.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Ihrem Bereich und wie gehen Sie damit um?
Die Medienlandschaft verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Heute gibt es Kanäle, die man sich vor 5, 10 oder 20 Jahren noch gar nicht vorstellen konnte. Ich liebe gedruckte Zeitungen und Magazine, finde es aber auch spannend, mich kritisch und kreativ mit den Möglichkeiten digitaler Anwendungen zu beschäftigen – von Instagram bis zu den obskursten Apps.
Inwiefern nutzen Sie diese digitalen Medien und sozialen Netzwerke, um mit dem Publikum in Kontakt zu treten und Informationen zu verbreiten? Welche Plattformen haben sich als besonders effektiv erwiesen?
Zentrales digitales Medium ist natürlich unsere Website, dir wir vor Kurzem gestalterisch überarbeitet und auf den neuesten technischen Stand gebracht haben. Dann sind es immer noch Facebook und besonders Instagram, wo uns seit Jahren immer mehr Menschen folgen und mit uns kommunizieren. Ganz neu ist eine App, die wir selbst zusammen mit der Braunschweiger Agentur Die Mobilmacher für unser junges Publikum entwickelt haben.
Welche Bedeutung haben traditionelle Medien wie Zeitungen und Magazine noch für Ihre Pressearbeit? Wie finden Sie die richtige Balance zwischen digitalen und analogen Kommunikationskanälen?
Die traditionellen Medien sind nach wie vor sehr wichtig, auch weil sie natürlich inzwischen mit ihren digitalen Ausgaben auch in der Netzwelt zuhause sind. Außerdem sitzt in den Feuilletons und in den Redaktionen der Theatermagazine – zumeist (lacht) – die Fachkompetenz, ohne deren kritische Auseinandersetzung eine lebendige Kulturszene nicht denkbar ist.
Wichtig ist, dass wir als Theater unser Publikum kennen
Das Staatstheater Braunschweig bietet ein vielfältiges Programmangebot. Wie stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen Zielgruppen ansprechen und welche Rolle spielt die regionale Verbundenheit dabei?
Wichtig ist, dass wir als Theater unser Publikum kennen – auch durch Studien und Befragungen – und dass sich das Publikum im Programm wiederfindet. Immer wieder gibt es regionale Bezüge in unseren Produktionen, so in der vergangenen Spielzeit beim Richard-Wagner-Projekt „Ausweitung des Ringgebiets“ oder im kommenden Januar mit der Inszenierung „Mädchenmörder :: Brunke“, ein Stück Braunschweiger Kriminalgeschichte.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit den Künstlern und dem Theater-Team für eine erfolgreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit? Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit in der Praxis?
Durch Nähe und Kommunikation. Regelmäßige Treffen mit allen fünf Sparten des Hauses, Proben- und Vorstellungsbesuche sowie ein täglicher Austausch mit allen Abteilungen, von der Dramaturgie bis zur Schreinerei.
Welche Erfahrungen und Entwicklungen haben Sie in Ihrer Zeit als Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Staatstheater Braunschweig besonders geprägt?
Ich schätze besonders, was ich vorher noch nicht kennen lernen durfte - ein maßgeblich von Frauen geführtes Theater, mit Dagmar Schlingmann als Generalintendantin, Isabel Ostermann als Co-Intendantin und Operndirektorin, Julia Schoch als Orchestermanagerin, Ursula Thinnes als Schauspieldirektorin, um nur einige zu nennen, die für einen offenen, kollegialen und zeitgemäßen Stil stehen, miteinander zu arbeiten.
Wie gelingt es Ihnen, Ihre Leidenschaft für Kultur und Theater in Ihrer Position zu vermitteln und das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken?
Ich hoffe, durch meine eigene Begeisterung für Theater, Musik, Tanz…
Welche Herausforderungen sehen Sie in der heutigen Zeit für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im kulturellen Bereich und wie begegnen Sie diesen?
Ich beobachte einen Trend in vielen Medien, auch in den öffentlich-rechtlichen Kulturredaktionen, hin zu einer Event-Berichterstattung, die sich nur noch für die populären, Mainstream-tauglichen Namen interessiert und kaum noch für die eigentliche künstlerische Arbeit an neuen Formen und Gedanken. Ist nicht leicht, aber dafür möchte ich mich auch einsetzen - in einer weltweit einzigartigen Theaterlandschaft.
Abschließend, was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besonders viel Freude und was würden Sie jemandem empfehlen, der eine ähnliche Karriere in der Kulturbranche anstrebt?
So viele Aufführungen sehen zu können, wie ich mag. Manchmal ein Stück 3-4mal besuchen zu können und immer wieder neue Dinge zu entdecken. Und wenn ich etwas nicht verstanden habe, direkt beim Künstler oder der Künstlerin nachfragen zu können (lacht). Man sollte lieben, was man täglich vermitteln soll.
Ein Beitrag von Nicole Redmann, September 2023