Im Gespräch mit Sifu Peter Graun
Kung-Fu Legenden in Braunschweig?
Tatsächlich! Ich bekomme große Augen, als ich von „Sifu“ Peter Graun erfahre, dass die Familie seines Kung Fu Lehrers aus China kein Geringerer als Grandmaster IP MAN (1893–1972) ist, der ein Volksheld in China ist und zu dessen Schülern auch Bruce Lee (1940 - 1973) gehörte - DER Ikone des Material-Art-Films und dem berühmtesten Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts!
Wer IP MAN noch nicht kennt, kann einen weiteren Teil der Biografie der Kung Fu-Legende schon in wenigen Wochen auf der Kinoleinwand bestaunen. Am 25. Dezember kommt nämlich der vierte Teil über das Leben des Grandmasters IP MANS aus China mit dem Titel IP MAN 4 in die Kinos. Link zum Trailer
„Wie ich Teil DER chinesischen Kampfkunst-Dynastie wurde“
Unglaublich! Peter, Wing Chun Kung Fu Lehrer aus Braunschweig und Wolfenbüttel, hat beim selben Lehrer wie Bruce Lee trainiert? Fast! Bei dem Lehrer des leidenschaftlichen „Sifus“ aus der Löwenstadt handelt es sich genau genommen um den Sohn des berühmten IP MAN: IP CHING (geboren am 7. Juli 1936), seinem Master oder „Sifu“. „Sifu“ bedeutet im Übrigen so viel wie Meister oder „väterlicher Lehrer“.
Peter Graun, ein großgewachsener Mann in schwarzer Sportkleidung, dem man sein Alter von fast sechzig Jahren kaum ansieht. Er scheint die Ruhe selbst zu sein und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Beim Erzählen über seine berühmten Lehrmeister und Idole aus China kommt er aus dem Strahlen nicht mehr heraus. „Es ist die größte Ehre, die mit zuteilwurde: Master IP CHING hat mich 2007 zu sich nach China eingeladen.“ Im Jahr 2011 wurde er offiziell als schüler von Master IP CHING anerkannt. Mindestens ein, oft zweimal reist Peter seitdem jährlich nach China, um seinem Sifu, IP CHING die Ehre zu erweisen. Ob er chinesisch sprechen kann? „Ja ein wenig! Zumindest die Fachsprache auf Kantonesisch beherrsche ich!“
„Eine sehr intuitive Form der Selbstverteidigung“
Das kam nicht von ungefähr. Denn Peter übt seine Leidenschaft für Kampkunst und Kampfsport (was übrigens nicht dasselbe ist, wie uns Peter erklärt: Kampfsport nennt man den sportlichen Wettkampf. Die sanftere Variante der Kampfkunst kann auch noch im hohen Alter betrieben werden) schon seit seiner Kindheit aus. „Mit Judo. Boxen und Karate habe ich damals in Herzberg meiner Heimat begonnen. Seit 1976 bin ich dem „Wing Chun Kung Fu“ verfallen.“
Es war Liebe auf den ersten Blick, oder auf die erste Trainingssession, die den Kampfkunstbegeisterten Deutschen zum Teil der berühmtesten, chinesischen Kampfkunst-Dynastie machte.
„Der Legende nach hat diese Kung Fu-Art eine Frau vor mehr als 400 Jahren entwickelt. Wing Chun Kung Fu ist eine besonders effiziente Kampfsportart und sehr intuitive Form der Selbstverteidigung“ erklärt Peter. Seitdem trainiert er so oft es geht und erreicht immer neue Level.
„Es geht um mehr als Kampfsport, es geht um Respekt und Fairness“
„Wing Chun Kung Fu“ lernt man ein Leben lang!“ Das kantonesische Wort „Kung Fu“ bedeutet im Übrigen „Harte Arbeit“. „Das ist es“, meint Peter, aber es gibt einem unglaublich viel zurück.“ Mit Ehrfurcht und Demut in der Stimme betont Peter, dass dieser Kampfsport viel mehr ist als eine Form der Selbstverteidigung. Er sei vielmehr eine Philosophie und Lebenseinstellung.
In seinen abendlichen Trainingseinheiten mit Menschen in jedem Alter vermittelt er neben der Technik vor allem Werte. Es geht ihm um Ehrlichkeit, Ehre, Hilfsbereitschaft, Mut und Respekt.
Antimobbing-Prävention und Lebenshilfe
Vor allem mit Kindern übt er, wie man erste Hilfe leistet, wie man sich Erwachsenen gegenüber verhält, dass man sich gegenseitig hilft und greift das Thema Mobbing umfassend auf. „Ich möchte, dass meine Schüler die Lebensart meines Meisters IP CHING lernen. Er ist eine große Respektsperson in China. Jemand zu dem man aufschaut; der ein Vorbild der Gesellschaft ist.“
Ein solches Vorbild ist auch Peter seinen zahlreichen Schülern in Deutschland. Er vermittelt die Werte seines Meisters nicht nur in seinen Kursen, sondern lebt sie auch im Alltag vor. Aufgrund seiner Anti-Mobbing Prävention ist er regelmäßig zu Gast an Schulen und erzählt von seiner Arbeit und den Wurzeln des Wing Chun Kung Fu. In der Szene eilt dem deutschen Sifu sein Ruf voraus: „Ich habe sogar Schüler aus Köln, die extra zu mir kommen, um bei mir Wing Chun Kung Fu zu lernen, strahlt Peter.
„Natürlich geht es beim Wing Chun Kung Fu um effektive Selbstverteidigung aber darüber hinaus um Selbstvertrauen und ein respektvolles Miteinander. Das wichtigste für mich ist am Ende der Stunde nicht, dass man sich technisch verbessert hat, sondern, dass meine Schüler mit strahlenden Augen nach Hause gehen!“
Übrigens Jeder kann jederzeit einsteigen und Schnupperkurse belegen!
Ein Beitrag von Kathrin Rieck für BS-Live!