Der Wissensort Wolfenbüttel ist eröffnet
Lern- und Begegnungsort mit WOW-Effekt
„Das hier wird ein Kommunikationsraum für all die Themen, die uns derzeit bewegen“, ist sich Bürgermeister Ivica Lukanic bei der Eröffnung des „WOW!“ sicher. Der so abgekürzte Wissensort Wolfenbüttel im Löwentor hat nicht nur in seinen Augen das Potenzial zum Lern- und Begegnungswort mit WOW-Effekt.
Im WOW wird regelmäßig ein abwechslungsreiches und interessantes Programm für jedermann angeboten. Infoabende, Netzwerktreffen, Workshops und Ausstellungen zu vier Themenfeldern sollen Wissensvermittlung auf eine neue Ebene heben. Die Themenfelder sind „Energie, Wasser, Klimaschutz und neue Mobilität“, „Digitalisierung, KI und neue Medien“, „Innovative Fertigungen und neue Arbeitswelten“ sowie „Gesellschaftlicher Wandel und Gesundheit, Teilhabe und Kultur“.
„In Diskussionen wollen wir uns auch mit der digitalen Transformation oder den Herausforderungen der Wärmeplanung befassen und Forschenden, aber auch Studierenden die Möglichkeit geben, mit verschiedenen relevanten Gruppen, Einrichtungen und Unternehmen zu Forschungsfragen,- design und Forschungsergebnissen in einen Dialog einzutreten“, blickt Lukanic nach vorn, „Zögern Sie nicht hier Ihre Zelte aufzuschlagen zu zeigen was Sie können, wofür Sie stehen und über Ihren Beitrag und Ihre Ideen zu den Themen zu sprechen.“ Denn: „Wir müssen reden und die Themen in die Öffentlichkeit bringen und auch für Verständnis sorgen für die Dinge, die wir tun. Es wird nicht einfacher, viele Dinge werden komplizierter und viele Menschen fühlen sich eben auch nicht mehr mitgenommen, weil das Verständnis für Transformation eben an vielen Stellen fehlt“.
Mit im Boot ist an so einem Ort natürlich auch die Ostfalia Hochschule. Präsidentin Professor Dr. Rosemarie Karger: „Ich bin stolz und glücklich, dass wir jetzt wirklich sagen können, wir starten. Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der Region wird Wissen zusammengetragen, Innovationen entdeckt und immer wieder neue Erkenntnisse gesammelt. Das alles wollen wir zusammen mit der Stadt Wolfenbüttel sichtbar machen und nach außen in die Gesellschaft tragen. Ich denke, das ist ein richtig großes und gutes Ziel, das wir uns gesetzt haben.“ Insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger der Region wird es dabei spannend, denn sie können hier, wie die Präsidentin berichtet, über aktuelle Forschungsthemen und Projekte aus dem Raum Wolfsbüttel informiert werden und sich direkt mit den verschiedenen Akteuren austauschen. „Und das ist für uns als Hochschule auch besonders wichtig“, betont sie.
Kaffee ist die Zukunft – und der Weg zur Digitalität?
Den ersten Vortrag im WOW! hielt im Anschluss Futurologe Max Thinius. „Was ich Ihnen über die Zukunft erzählen kann, ganz kurz zusammengefasst, könnte man es auch mit diesem Becher hier tun. Kaffee ist eigentlich das Wichtigste, was wir für die Zukunft brauchen. Ich meine, stellen Sie sich doch bitte mal vor, Sie kommen hier an diesen wunderschönen Veranstaltungsort und es gibt keine KI. Dann denken Sie doch, das ist bedauerlich. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie kommen an diesen Ort hier und es gibt keinen Kaffee. Da weißt du, was die Zukunft wirklich bewegt. Die meisten Menschen denken aber, Zukunft heißt ganz viel neue Technik, Insekten essen und die KI übernimmt meinen Job.“
Gerade die letzte Vermutung ist in seinen Augen jedoch ein Irrglaube. Dass die KI den Job übernimmt, „stimmt übrigens schon mal gar nicht, weil KI ist ohne den Menschen relativ wenig wert“, betont er, „KI kann automatisieren, aber nur mit dem Faktor zwei bis fünf. Wenn wir allerdings KI mit Menschen zusammen einsetzen, dann haben wir den Faktor 250 bis 3000. Das heißt also, sie kann viel, viel mehr Produktivität erzeugen, wenn wir KI mit Menschen zusammenbringen.“ Dies bedeutet seinen Worten zu Folge auch: Die Zukunft kommt nicht einfach so, wir gestalten sie.
„Wir haben tatsächlich zu über 70 Prozent die Möglichkeit, Zukunft an dem Ort zu gestalten, wo wir leben, und mit den Menschen, die da sind, und das gilt für die Digitalität mehr als für die Industrialisierung. In der Industrialisierung hatten wir richtig große Prozesse, die schwer anzustoßen waren. In der Digitalität, also in Technologie plus Realität, haben wir jetzt immer mehr kleinere Prozesse, die intelligent miteinander vernetzt sind. Vor allen Dingen können die an jedem Ort entstehen“, sagt Futurologe Max Thinius. Niemand muss zum Beispiel also mehr nach Berlin ziehen, um irgendwie alle Fortschrittsmöglichkeiten zu haben, wie wir das in der Industrialisierung noch glaubten, sondern die Digitalität kann an jedem Ort abgerufen werden.
Und dazu gibt es seiner Meinung nach auch noch eine weitere gute Nachricht: „Du kannst eine digitale Struktur aufbauen und die analoge genauso lassen. Das heißt, du kannst auf der digitalen Seite optimieren, während du die analoge nicht aufgeben musst. Wir können digitale Strukturen in unserer Gesellschaft akzeptieren und integrieren, ohne das Industrielle sofort aufgeben zu müssen. Und das ist neu. Wenn wir früher von einer industriellen Technologie auf eine andere gewechselt haben, war das ein Problem. Dann ging das nicht so einfach. Da mussten wir die eine abschalten und die andere legen, weil sich beide nebeneinander nicht tun. Im Digitalen ist das jetzt einfacher geworden. Und dieses Verhältnis, das ist etwas, was ganz, ganz Bestimmtes für alles, was wir in Zukunft machen können. Wir können unter dem Prinzip, ja, alles machen. Wir müssen bloß das Digitale mit der Realität verbinden. Industrialisierung war Wahrscheinlichkeiten, Digitalisierung ist Möglichkeiten.“
Quelle: PM 01.03.2024