Francis Poulencs Meisterwerk »Dialogues des Carmélites«
Erstmals am Staatstheater Braunschweig erleben
Die tragische Oper in drei Akten von Francis Poulenc, 1957 an der Mailänder Scala uraufgeführt, zählt zu den wichtigsten Werken des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Basierend auf der wahren Geschichte der Karmelitinnen von Compiègne erzählt »Dialogues des Carmélites« über gesellschaftliche Abgründe und die Bedeutung von Grundwerten im menschlichen Zusammenleben – und mündet in einem Finale, das musikalisch zum Emotionalsten gehört, was die Oper zu bieten hat.
Blanche de la Force leidet unter chronischen Ängsten. Ihre Suche nach seelischem Frieden führt sie ins Kloster der Karmelitinnen von Compiègne. Dort wird sie von der Realität der Französischen Revolution eingeholt: Sie kann gerade noch fliehen, bevor das Kloster von den Revolutionsgarden aufgelöst und ihre Ordensschwestern verhaftet werden – sie erwartet die Todesstrafe. Als Blanche davon erfährt, eilt sie zum Platz der Revolution, wo sie ihre Freiheit und ihr Leben aufgibt und ihren 15 Schwestern zur Guillotine folgt. Das Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Bühnenstück sowie einem Drehbuch von Georges Bernanos basiert auf der 1931 erschienenen Novelle »Die Letzte am Schafott« von Gertrud von Le Fort.
Francis Poulenc macht die radikalen Emotionen seiner Figuren, von Angst bis Hochmut, in seiner Musik erfahrbar: Mithilfe seines großen Orchesters – in der Besetzung folgt er seinem Vorbild Giuseppe Verdi – bringt er ihre ganze Bandbreite auf die Bühne. Poulenc taucht dabei in intimste Momente zwischen den Karmelitinnen ein, bringt aber auch die ganze Tragik der Französischen Revolution mit überwältigenden Klängen zum Ausdruck. Er zeichnet seine Figuren mit Leitmotiven und führt so sein Publikum stringent durch die Oper, die fast vollständig dialogisch aufgebaut ist. Das Werk gipfelt im weltberühmten »Salve regina« der Karmelitinnen am Schafott.
Regisseur Paul-Georg Dittrich untersucht in seiner Inszenierung anhand von drei Zeitebenen – der Französischen Revolution, den 1930er-Jahren als Entstehungszeit der Novelle und einer nicht fernen dystopischen Zukunft – das Abdriften von Gesellschaften in Gewaltsysteme. Er deutet das Kloster der Karmelitinnen als Seelenraum Blanches, der immer wieder von der Realität der jeweiligen Zeit durchbrochen wird. Dabei unterstützt er die emotionsgeladene Musik Poulencs durch den Einsatz von vorab produziertem Filmmaterial und einer Live-Kamera auf der Bühne.
Obwohl »Dialogues des Carmélites« nun erstmals am Staatstheater Braunschweig aufgeführt wird, ist Francis Poulenc an diesem Theater kein Unbekannter. In der Spielzeit 1982/83 und noch einmal 2017/2018 stand seine Oper »La Voix humaine« (Die menschliche Stimme) auf dem Programm.
»Dialogues des Carmélites« ist die erste Produktion, die der neue 1. Kapellmeister des Staatsorchesters Braunschweig, Alexander Sinan Binder, als Musikalischer Leiter betreut.
Dialogues des Carmélites
Oper von Francis Poulenc, Libretto vom Komponisten nach Georges Bernanos / in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Alexander Sinan Binder
Regie: Paul-Georg Dittrich
Bühne: Pia Maria Mackert
Kostüme: Anna Rudolph, Martha Lange
Video: Kai Wido Meyer
Chor: Johanna Motter
Licht: Katharina Möller
Dramaturgie: Björn Seela
Mit Jisang Ryu (Marquis de La Force), Victoria Leshkevich (Blanche, seine Tochter), Matthew Peña (der Chevalier, sein Sohn), Nora Sourouzian (Priorin Madame de Croissy), Ekaterina Kudryavtseva (die neue Priorin Madame Lidoine), Isabel Stüber Malagamba (Novizinnenmeisterin Mutter Marie), Veronika Schäfer (Novizin Schwester Constance), Anne Schuldt (Mutter Jeanne), Barbara Skora (Schwester Mathilde), Juraj Holly (Beichtvater des Karmel), Steffen Doberauer, Peter Fontaine (zwei Komissare), Ross Coughanour Thierry (Offizier / Arzt Javelinot), Maximilian Krummen (Diener und Kerkermeister) sowie Chor des Staatstheaters Braunschweig und Extrachor des Staatstheaters Braunschweig
Aufführungsdauer: ca. 3 h, inkl. Pause
Premiere am Samstag, 12. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 16., 27. und 31. Oktober, 15. November, 27. Dezember, 7., 17. und 26. Januar
Großes Haus
Tickets über www.staatstheater-braunschweig.de, Telefon 0531 1234 567 und an der Theaterkasse
Quelle: PM 03.10.2024