TIOLI: „take it or leave it“
„take it or leave it“
TIOLI
Eine App, die Lebensmitteldaten und Bewertungen von Nutzerinnen und Nutzern bündelt und zur Verfügung stellt, um direkt während des Einkaufs per Barcode-Scan die Entscheidung – take it or leave it – zu erleichtern.
„Wir wollen einfach so vielen Menschen wie möglich helfen"
Die drei Gründer:innen (v. l.): Thomas Kimmel, Ira Saric-Ormuz, Alexander Schacht. Foto: TIOLI
App zur Unterstützung bei Lebensmittelunverträglichkeiten
Die Braunschweiger Ira Saric-Ormuz, Alexander Schacht und Thomas Kimmel haben mit ihrer App „TIOLI“ eine Plattform zum Austausch bei Lebensmittelunverträglichkeiten geschaffen. Die Anwendung unterstützt beim Einkauf von Lebensmitteln diejenigen, die auf bestimmte Lebensmittel und Inhaltsstoffe verzichten müssen oder wollen.
Not macht erfinderisch
Als die gebürtige Kroatin Ira Saric-Ormuz vor vier Jahren nach Braunschweig kommt, muss sie feststellen, dass ihre Lebensmittelunverträglichkeiten den Einkauf neben der Sprachbarriere zusätzlich erschweren. Auch unabhängig von der Sprache ist es oft schwierig einzuschätzen, ob Lebensmittel – auch der Unverträglichkeit entsprechend gekennzeichnete – bei Unverträglichkeiten gut vertragen werden.
Um sich Abhilfe zu verschaffen, engagiert sie sich in einer Facebook-Community. Dort posten Anwenderinnen und Anwender Lebensmittel und kommentieren, wie gut sie diese vertragen haben. Was grundsätzlich gut und hilfreich ist, ist für Ira noch nicht weit genug gedacht. Die Beiträge sind unstrukturiert und wiederholen sich.
Im Jahr 2018 formuliert sie schließlich ihre Idee für eine App: TIOLI – abgekürzt für „take it or leave it“ (aus dem englischen: „nimm es mit oder lass es dort“). Die App bündelt Lebensmitteldaten und Bewertungen der Nutzerinnen und Nutzer und stellt sie zur Verfügung, um direkt während des Einkaufs per Barcode-Scan die Entscheidung – take it or leave it – zu erleichtern. „Wir wollen einfach so vielen Menschen wie möglich helfen“, erklärt sie zur Idee dieser Erfahrungsaustausch-Plattform.
Leidensgenossen und lokaler Support
Mit „wir“ meint Ira sich und ihre beiden Mitgründer Alexander Schacht und Thomas Kimmel. Die drei lernen sich beim Startup Weekend von borek.digital kennen. Alexander ist zuständig für Softwarearchitektur und -implementierung, ist Vegetarier und weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man sich nicht sicher ist, ob Produkte geeignet sind. Ebenso geht es Thomas, er lebt vegan und ist vorwiegend für Frontend-Entwicklung und Design zuständig.
Bis zur tatsächlichen Gründung hat das Team neben dem Startup Weekend die Accelerator Programme von borek.digital, von Seedhouse in Osnabrück, MO.IN in Braunschweig, AHEAD Life Science Track in Göttingen durchlaufen und im Rahmen des EXIST-Gründerstipendiums ihr Geschäftsmodell weiterentwickelt. Die Formate unterstützen Gründerinnen und Gründer finanziell sowie inhaltlich und bieten ein deutschlandweites Netzwerk, um andere Startups und Investoren kennenzulernen.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
2019 ging die erste Version der App an den Start, mittlerweile sind es über 11.000 Nutzerinnen und Nutzer, die von den circa 90.000 Produkten in der Datenbank profitieren und sich kontinuierlich austauschen und unterstützen – über 390.000 Verträglichkeitsbewertungen sind über die App schon eingegangen.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es neben der Funktion als Bewertungsplattform die zusätzliche Möglichkeit in einer Pro-Version einen personalisierten Bereich zu nutzen, bei dem nach dem Scan eines Produktes oder einer manuellen Suchanfrage direkt die unverträglichen Inhaltsstoffe angezeigt werden, die der oder die Nutzer/in im eigenen Profil als unverträglich angegeben hat. Unterstützte Intoleranzen sind Histamin, Gluten, Laktose, Fruktose, Glukose, Salicylate, Sorbit, Sulfit, Oxalate, FODMAP, Xylit, Nickel und Protein. Gefiltert werden kann auch nach Ernährungsweisen: vegetarisch, vegan und pescetarisch.
Große Visionen
Ein Problem, das mit Lebensmittelunverträglichkeiten einhergeht, ist die Tatsache, dass sie oft sehr spät diagnostiziert werden. Eine derartige Datensammlung, wie sie die App bietet, kann und soll in Zukunft bei der Diagnose helfen. Das im Dezember 2019 in Kraft getretene Digitale-Versorgung-Gesetz begünstigt die Verwendung von Gesundheits-Apps als Unterstützung von Behandlungen. Diese „Digitalen Gesundheitsanwendungen“ (kurz DiGA) können von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden, die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Auch das Team von TIOLI plant eine weitere Anwendung, die eine solche DiGA werden soll. Mit der existierenden Plattform und der zusätzlichen App soll es möglich werden, Unverträglichkeiten frühzeitig und sicher zuordnen zu können und somit einen langen Diagnose-Prozess zu beschleunigen.
Für die Weiterentwicklung der App freuen sich Ira und ihr Team um Unterstützung: „Wir suchen nach Investoren und Kooperationen – Online-Shops oder Supermarktketten, da die eigene Produktdatenbanken haben, die oft vollständiger sind.“ Aber auch unabhängig davon tragen alle Nutzerinnen und Nutzer einen großen Teil dazu bei, die Anwendung präziser zu machen. Gemeinsam helfen, den Alltag ein Stückchen leichter machen – TIOLI bietet die Plattform dafür.
Weitere Informationen zu TIOLI sind unter www.tioli-app.com zu finden.
Ein Beitrag von Ronja Neumann für BS-Live!