AllerHoheit: auf Herzogin Claras Spuren radeln
Hoheitliche Begegnungen auf dem Aller-Radweg
Radfahrer können seit einigen Jahren auf den Spuren von Herzogin Clara von Braunschweig-Lüneburg wandern: Ein Teilstück des Fernradwanderwegs AllerRadweg zwischen Gifhorn und Wolfsburg-Fallersleben ist gar als „AllerHoheit“ benannt.
Der Themenweg befasst sich an verschiedenen Stationen mit der Herzogin und informiert über ihr Leben und Wirken. In Gifhorn würdigt der Radweg auch ihren Ehegatten, Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg. Gefördert wurde der Radweg AllerHoheit aus Mitteln der Lüneburgischen Landschaft, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg.
Das Projektteam aus Gifhorn und Fallersleben hatte mehrere Jahre lang intensiv daran gearbeitet, entlang des Teilstücks des Fernradwanderweges zwischen Gifhorn und Fallersleben unter kultur- und naturhistorischen Aspekten ein interessantes, informatives und zugleich auch unterhaltsames Angebot zu machen. Zu dem Team gehören die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Wolfsburg und dem Landkreis Gifhorn, Beate Ebeling und Christine Gehrmann, Bärbel Weist (Vorsitzende des Kultur- und Denkmalvereins Fallersleben), Joachim Schingale (Geschäftsführer Wolfsburg Wirtschaft und Marketing GmbH), Jörg Burmeister (Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung Landkreis Gifhorn) und Monika Fandrich (Abteilung Wirtschaftsförderung Landkreis Gifhorn, Miroslaw Walkowiak (Radwegekoordinator Stadt Wolfsburg), Anette Thiele (Historisches Museum Schloss Gifhorn) und Steffi Crain (Geschäftsbereich Kultur).
Mutter, Landesherrin, Protestantin - eine faszinierende Frau
„Herzogin Clara von Braunschweig-Lüneburg war eine faszinierende Frau. Hätte sie in unserer Zeit gelebt, würden wir sie heute als Managerin bezeichnen. Und deshalb kann man mit Fug und Recht sagen, Herzogin Clara war eine Frau, die uns auch heute noch gut als Vorbild dienen kann“, erklärte Beate Ebeling, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wolfsburg. „Mit dem Radweg haben wir gleich mehrere Fliegen mit der gleichen Klappe geschlagen: Erstens haben wir die interkommunale Zusammenarbeit weiter verbessert. Zweitens haben wir ein touristisches Highlight für die Region geschaffen. Und drittens, und das ist für mich das Wichtigste, haben wir mit Herzogin Clara eine Frau in den Mittelpunkt der Geschichte gestellt, in der normalerweise fast nur Männer eine wichtige Rolle spielen“, hebt Christine Gehrmann, Beauftragte für Gleichstellung und Demografie des Landkreises Gifhorn hervor.
Hinweistafeln mit der Silhouette von Herzogin Clara gehen zwischen Gifhorn und Wolfsburg der Frage nach, wer diese Frau, Mutter, Landesherrin, Protestantin und Verwalterin ihres Witwensitzes war, wie sie ihre Umgebung prägte und von ihr geprägt wurde. Rund um das Schloss Gifhorn werden auch ihr Gemahl, Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg und sein Wirken als Fürst der Reformationszeit gewürdigt. Mit der Kapelle des Schlosses schuf er den ersten für den protestantischen Gottesdienst errichteten Kirchenbau in Nordwestdeutschland.
Eine gelungene Verschmelzung von Natur und Kultur-Erlebnis
„Als Vorsitzende des Kultur- und Denkmalvereins Fallersleben habe ich mich in das Radwegeprojekt gern mit eingebracht, weil ich sicher bin, dass viele Menschen während der Fahrt auf dem Allerradweg die sich bietenden Möglichkeiten nutzen werden und sich über die Geschichte, das Leben der Menschen vor vielen hundert Jahren, sowie über Natur- und Landschaft, Flora und Fauna informieren. Es ist ein niedrigschwelliges Angebot und damit eine Möglichkeit, die Region, in der man lebt oder arbeitet oder sie als Tourist durchfährt, näher kennen- und schätzen zu lernen“, betont Bärbel Weist, Vorsitzende des Kultur- und Denkmalvereins Fallersleben.
Beleuchtet werden zum einen kulturhistorische Aspekte: Herzogin Clara wurde im Stift Steterburg erzogen und lernte dort den Umgang mit Heilkräutern. Gifhorn war nach der Heirat mit Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg ihr erster Wirkungskreis in unserer Region. Hier braute sie ein gesundheitsförderndes Kräuterbier. Diesem Thema sind sowohl in Fallersleben als auch in Gifhorn Stationen zugeordnet. Nach dem frühen Tod ihres Mannes verwaltete sie nicht nur ihren Witwensitz Fallersleben, ihr Wirken war auch für die Entwicklung der Region von großer Wichtigkeit. So schuf sie eine Marktordnung und war an der Erstellung einer Münzordnung beteiligt. Als Protestantin setzte sie sich auch persönlich sehr für die Reformation ein.
Naturhistorische Aspekte kommen ebenfalls nicht zur kurz, insbesondere auf der Wegstrecke zwischen Gifhorn und Fallersleben. So war die landwirtschaftliche Nutzung zu Zeiten Claras durch den Ackerbau und Anbau von Obstbäumen zur Selbstversorgung geprägt. Außerdem führt ein Großteil der Routenführung entlang des Naturschutzgebietes Barnbruch. Dieses Niederungsgebiet ist von internationaler Bedeutung, da es vielen vom Aussterben bedrohten Vogel-, Amphibien- und Insektenarten Lebensraum bietet.
Für die Vermittlung dieser Themen und Inhalte stehen entlang des Radweges AllerHoheit verschiedene Informationsträger zur Verfügung: neben Wegführern und Hinweistafeln mit Texten, Bildern und Grafiken auch digitale Zugangsmöglichkeiten wie QR-Codes. Diese leiten zum Internetauftritt www.allerhoheit.de weiter.
Ein Beitrag von Falk-Martin Drescher für BS-Live!