Die Stadt mit anderen Augen sehen
Für Schatzsucher, Entdecker, Abenteurer und Rätselliebhaber
Die Stadt mit anderen Augen sehen
Warum wieder die gleiche Runde wie gestern und vorgestern durch den selben Park laufen, wenn man sein zu Hause auch mit andere Augen entdecken und dabei neue Ecken kennenlernen kann? Wir haben uns das Hobby Geocaching näher angesehen und sind auf Entdeckertour gegangen.
Wie alles begann…
Für Dave Ulmer kam am 02. Mai 2000 der Tag, auf den er schon lange sehnsüchtig gewartet hat: Endlich wurde das GPS-Signale für die Allgemeinheit vernünftig nutzbar! Ein Standort war nun nicht mehr auf 100m genau zu bestimmen, sondern, dank exakter Satellitentechnik des Militärs, war nun eine Genauigkeit von 10m möglich. Am darauffolgenden Tag machte sich Dave auch schon auf den Weg, um den ersten Geocache der Welt in den Vereinigten Staaten in Oregon zu verstecken. Heute findet sich Vorort zwar keine Cache mehr, aber eine Gedenktafel erinnert an die Stelle des Verstecks. Damals war die Bezeichnung des Hobbys noch „Stash", für Geheimversteck, jedoch erhielt Geocaching seinen heutigen Namen bereits einige Wochen später. Der älteste aktive Geocache, welcher schon 21 Jahre als ist, liegt in Kansas und wurde bereits über 8.000 Mal gefunden und sich ins Logbuch eingetragen. Caches sind mittlerweile über die ganze Welt verstreut, sodass nicht nur die Homezone unsicher gemacht werden kann, sondern auch ein Urlaub oder ein Besuch bei der Familie, Freunden oder Bekannten zu einer Entdeckertour einlädt. So lernt man nicht nur neue Ecken, sondern auch Lostplaces oder wenig besuchte Gegenden kennen. Waren Koordinaten lediglich über GPS-Geräte empfangbar, kann sich heute jeder mit einem Smartphone die App runterladen und loslegen. Ganz wie im Sinne des Erfinders.
Kein Rätsel bleibt ungelöst
Beim Geocaching wird es nie langweilig, im Gegenteil: unterschiedliche Cache-Arten laden zum Rätseln, Untersuchen, Kommunizieren und Entdecken ein. Behälter mit passendem Logbuch können PET-Rohlinge, Kisten, Vogelhäuser und Dosen in allen Größen, von Tupperdose bis Nano, sein. Hier sind der Phantasie, dem Ideenreichtum und dem handwerkliche Können keine Grenzen gesetzt.
Sogenannte Tradi-Caches sind genau dort zu finden, wo die Koordinaten hinzeigen, während bei Mysteries oder Letterboxen die Zielkoordinaten vorab errätselt werden müssen. Dabei kommen Rätselprofis ganz auf ihre Kosten, von einfachen Zahlenrätsel hin zu komplexen Logikrätseln ist alles dabei. Wer gerne Fragen beantwortet und mehr über die Umgebung erfahren möchte, wird an Multis und Earthcaches seine Freude haben. Beim ersten müssen verschiedene Stationen angesteuert werden, bevor eine Dose mit Logbuch gesucht werden kann, wobei auch die Version „Adventure Lab“ ohne Finaldose existiert. Zweiteres beinhaltet, wie der Name schon vermuten lässt, geographische relevante Orte, Steine oder andere Dinge, bei denen vor Ort Informationen zu ermitteln sind, welche anschließend meistens per Mail verschickt werden. Wem das Suchen zu anstrengend ist, kann „Dosenlose“ Caches machen, bei denen Fotos vor historischen oder geographischen Objekten zum erfolgreichen Finden ausreichen. Wer gerne Menschen kennenlernt kann Eventcaches, beispielsweise Stammtische, besuchen oder an CITOs („cache in trash out“), eine Kombination des Hobbys und die Natur vom Müll befreien, teilnehmen. Da findet sich auch der ein oder andere Cacherkollege, mit dem eine gemeinsame Tour geplant wird.
Nur für alte Leute? Von wegen!
Dosen in der Natur zu suchen ist altmodisch? Aber mit dem Handy durch die Gegend laufen und virtuelle Figuren fangen ist cool?! Geocaching verbindet Virtualität und Realität! Man entdeckt eine Welt in der realen Welt, die „Nichtcachern“, sogenannten „Muggeln“, verborgen bleibt. Und wer jetzt an triste Spaziergänge und Wanderungen denkt, irrt sich. Denn Dosen sind auch in mehreren Metern Höhe an Bäumen, Laternen oder Brücken zu finden. Und wem das noch nicht genug Adrenalin ist, kann sich mit Wathose durch Flüsse kämpfen, in Höhlen spuken oder samt Taucherausrüstung Seen unsicher machen. Um die Spannung zu steigern und die Lust nicht zu verlieren, gibt es sowohl Challenges, als auch Meilensteine und Souvenirs, die erspielt werden können. Jung und alt kommen hier auf ihre Kosten und generationsübergreifende (Familien-)Ausflüge sind nicht selten. Schön, wenn ein gemeinsames Hobby miteinander Zeit verbringen bedeutet.
Versteckspiel
Die Caches sind in unterschiedlichen Schwierigkeiten versteckt, sodass das Finden in Sekunden auch mal in mehrere Minuten bis Stunden ausarten kann. Insbesondere Nano-Behälter, die einer Größe eines Fingernagels entsprechen, oder im Boden versenkte Behältnisse können die Suche erschweren, umso schöner, wenn man die Dose dann doch noch in den Händen hält. In der App können die Caches als gefunden angegeben werden, woraufhin das Geocachingsymbol in einen Smiley wechselt. Praktisch an der mobilen Version ist außerdem, dass Logeinträge vorheriger Logger manchmal kleine Tipps beinhalten, die beim Finden helfen können. Manchmal kommt es jedoch dazu, dass die Caches zufällig gefunden und dabei beschädigt oder sogar gestohlen werden.
Eindeutig ist: Das Hobby ist nicht nur vielseitig und altersübergreifend, sondern auch abenteuerreich und man entdeckt jedes Mal etwas Neues.
Ein Beitrag von Franziska Scheffler für BS-Live!